René Vogelsinger: »Raum·Struktur·Licht«

Transmutations- und Konfigurationskunst

Den Titel von René Vogelsingers aktueller Ausstellung im Würzburger Spitäle bilden drei für sein künstlerisches Schaffen sehr wichtige Elemente. Die Interaktion von Raum, Struktur und Licht ist die Basis seiner kreativen Ausdrucksstärke.
Die Postion des Lichts im Raum ermöglicht oder verhindert die Wahrnehmung visueller Einzelobjekte oder komplexer Strukturen. Jedes visuelle Kunstwerk lebt von dem Zusammenspiel dieser drei Elemente.
Im Rahmen seiner oftmals aus mehreren Varianten bestehenden, künstlerischen Werkreihen verändert René Vogelsinger die Gewichtung dieser Komponenten ständig, um sich und den Betrachter mit jeder Arbeit einen anderen Blickwickel auf deren spannendes Zusammenspiel zu eröffnen.

Raum
Jedes dreidimensionale Objekt ist Teil eines größeren Außenraums und umschließt gleichzeitig einen kleineren Innenraum. Bei einer Teilung des Objekts dringt der Außenraum in den bisherigen Innenraum ein und verschiebt die existierenden Volumenverhältnisse.
Vogelsingers Transmutations- und Konfigurationsarbeiten aus der Reihe PT 21 sind ein Beispiel für seinen unermüdlichen Forschungsdrang auf dem Gebiet der künstlerischen Raumkonstellation. Der streng geometrische Körper einer vierseitigen Pyramide wird hier mit Hilfe der Geometrie in 21 Varianten aufgebrochen, um vorher ungeahnte innere Raumansichten des Grundkörpers offenzulegen.

Struktur
Körper oder Flächen, die in wiederkehrende Elemente unterteilt sind, werden vom Betrachter oftmals als Struktur wahrgenommen, sofern er mehrere Elemente erfassen kann. Diese Parzellierung erfolgt in der bildenden Kunst anhand von Merkmalen wie zwei- oder dreidimensionaler Größe, Farben oder zeitlichen Ereignissen. Die durch diese Unterteilung entstehende Abfolge der gegliederten Elemente erscheint dem Betrachter als Struktur, ihre rhythmische Auflockerung stimuliert bewusst oder unterbewusst sein Interesse.
Vogelsingers Werke aus dem Bereich der Materialtransmutation, beispielsweise die Arbeiten aus dem Themenkreis der Wellpappe, faszinieren durch die Offenlegung und das Zusammenspiel von Strukturen. Der dem Betrachter zweidimensional erscheinende Werkstoff entfaltet eine unerwartete Dreidimensionalität mit reliefartigem Charakter, die eigentlich künstlichen Strukturen wirken von der Natur inspiriert.

Licht
Das Vorhandensein von Lichtquellen ist für die visuelle Kunst von immanenter Bedeutung. Die Lichtsituation beeinflusst die Wahrnehmung eines Objektes, einer Zeichnung oder Gemäldes. Das Licht unterstützt die visuelle Aussage des Künstlers.
Die Objekte der Reihe Découpe Translucide verdeutlichen auf eindrückliche Weise Vogelsingers Freude an der Gestaltung von Arbeiten mit einem besonderen Fokus auf Beleuchtung. Die aus einem Vliesmaterial durch Schnitte gelösten Formen erhalten durch die leichte Spannung des Werkstoffs eine Dreidimensionalität. Die rückwärtige Lichteinwirkung transformiert die weiße Farbe des Materials an den Schnittkanten in ein visuell spannendes Spiel verschiedener Graustufen, die den Werken eine bezaubernde Plastizität und hypnotische Lebendigkeit verleihen.

René Vogelsinger
Der Künstler will mit seinen Werken unermüdlich nach dem Beweis der Möglichkeit von scheinbar Unmöglichem forschen. Dabei legt er großen Wert auf eine Ästhetik der Leichtigkeit, die auch bei variierender Wiederholung des Grundthemas niemals in erdrückende Schwere umschlägt. Aus dem Wunsch nach Abgrenzung von bisherigen künstlerischen Gedanken und natürlichen Entstehungsprozessen – ohne diese jedoch zu verneinen – zieht René Vogelsinger die Kraft für seine überraschenden und eindrucksvollen Arbeiten.


Ausstellung vom 1. bis 23. Oktober 2022


Eröffnung am Freitag, 30. September 2022, 19 Uhr

Laudatio: Liane Thau
Ausstellungsbegleitender Soundtrack: Hélène Vogelsinger


Midissage am 11. Oktober 2022, 19 Uhr


René Vogelsinger ist an folgenden Tagen für persönliche Erläuterungen und Fragen anwesend:
Samstag, 8.10. / Sonntag, 9.10 / Samstag, 22.10. / Sonntag, 23.10.2022


Alle Fotos: © Tobias Kreusler