Ich hab dich im Schatten deiner selbst erblickt,
wie du deinen Kopf zur Seite knickst,
wie du verstohlen am Rotwein nippst.
schreist leise auf mystische Weise Probleme in ein Glas.
ich hab dich erblickt, wie du an der Realität erstickst,
wie du den Wein über die weiße Kleidung kippst,
„Kunst ist es!“ schreist du mich an.
Und ich erwische mich,
wie ich nicke und doch nicht verstehe,
wie ich lächle und doch nicht kapiere,
wie ich denke und doch nicht begreife.
Wie ich mir auf die Zunge beiße,
mir ein Lachen verkneife
Und nicht über die zerstörte Kleidung keife.
Du schaust mich an – ein Augenkontakt, ich versteh schon:
Ja, das Glas in deiner Hand ist der Drang zu leben,
ist der Versuch sich zum Rhythmus des Lebens zu bewegen,
ist die verbitterte Wut auf den aktuellen Kalenderspruch:
„la vie est belle“
Und der rote Fleck auf deinem Oberteil widerspiegelt deine Erleichterung,
der dunkelrote Fleck da „Kunst ist es“
Aus deinen Augen fällt die Last,
befreit aus diesem Gedankenknast,
Wieso muss denn diese verdammte Erde jetzt aufhören sich zu drehen?
Wieso muss ich Menschen beim Vereinsamen zusehn?
Muss lachen – trotzdem?
Ist ja normal Stress zu überstehn
Bin ja noch jung, hab das Leben eh noch nicht gesehn.
Ich hab dich erblickt,
also mach mal das Licht bei dir an,
und fang mal an die Alarmglocken zu aktiviern,
versuch mal zu kapiern,
dass wir ohne Zusammenhalt in dieser Zeit langsam krepiern
bevor wir zu Einzelkämpfern mutiern
Ich hab dich erblickt, wie du den Kopf zur Seite knickst,
wie du den roten Rotwein über die weiße Kleidung kippst,
wie du grinst und erleichtert nickst.
Mein Leben ist ein Paradoxon,
es ist ein Marathon,
doch ich trainiere für einen Sprint,
mache, wozu mich die Gesellschaft zwingt,
während mein wahres Ich irgendwo hinterherhinkt.
Ich lebe in einer riesigen Galerie,
die einzelnen Bilder meine Artillerie,
und doch stehe ich immer neben den Bildern.
Ich sage „a“, doch meine „b“,
erwische mich, wie ich an den kompliziertesten Gemälden vorbeigeh,
weil ich die doch eh nicht versteh.
Mein Leben ist eine Galerie,
Menschen schauen mit anerkennendem Blick auf die Bilder,
schwelgen in Phantasie,
gekünstelte Euphorie,
doch hinter die Fassade schauen sie nie.
Wir schwadronieren, anstatt zu reflektieren,
Wir degradieren, anstatt zu applaudieren,
Wir werfen Farben auf Leinwände ohne hinzuschauen –
Malen das Bild ja eh nie zu Ende
Ich hab mich im Spiegel erblickt,
wie ich mir das rote Getränk über die Bluse kippe,
als Zeichen, dass ich aus jeglichen Konventionen breche,
wie ich zu mir spreche,
das Leben Kunst ist es.
Ich hab uns erblickt, wie du und ich nach Freiheit streben,
jubelnd die Hände in den Himmel heben,
mit tosendem Applaus hoch hinaus
und für einen Augenblick mal stolz sind auf unser Leben.
Denn zu leben – Kunst ist es.
Es gibt zu dem Text ein selbstgedrehtes Drohnenvideo